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CloudMagic/Newton Mail stirbt schon wieder – Ein Drama in drei Akten

Akt I (2013): Der Aufstieg

Newton Mail, einige Jahre bekannt als „CloudMagic“, trat erstmals 2013 auf die Bühne und ist ein E-Mail-Client mit Apps für iOS, Android, macOS, Windows (und ChromeOS sowie ein de facto defunctes Snap Package für Linux). Newton überzeugte von Anfang an durch ein sehr aufgeräumtes Design und die Unterstützung von so fast allen Mailprovidern, die man sich vorstellen kann (unter anderem durch IMAP). Ich nutze als Mailprovider vor allem Gmail, selbstgehostete E-Mail (für meine Domains) sowie ehemals Exchange, iCloud und Outlook.

Ich arbeite viel mit automatischer Sortierung in Ordner bei meinen Mails und daher landen bei mir die meisten E-Mails gar nicht erst in der Inbox.

Beispiel: Absender amazon überspringt direkt die Inbox und wird in den Ordner amazon sortiert, die E-Mail wird aber nicht als gelesen markiert sondern ist weiterhin ungelesen.

Wer das so macht wie ich, weiß, dass es sehr schwierig sein kann, Benachrichtigungen für die automatisch in Ordner einsortierten Mails zu bekommen. Genauer gesagt, es ist nicht nur schwierig, die meisten Mailclients interessieren sich überhaupt gar nicht für E-Mails, die in anderen Ordnern als der Inbox liegen. Das merkt man nicht nur an fehlenden Benachrichtigungen, sondern auch daran, dass wenn man mal in die Bredouille kommt und einen Ordner, der nicht die Inbox ist, auf so einem Mailclient öffnet, erstmal ewiges Synchronisieren einsetzt und man je nach Provider drei Jahrhunderte warten darf, bis der aktuelle IST-Zustand (d. h. alle im Ordner vorhandenen E-Mails) angezeigt wird.

Natürlich könnte man jetzt einwerfen: „Du, warum machst du das überhaupt so? Lass doch die Mails erstmal in die Inbox, empfange deine Benachrichtigung und agiere dann.“ Das habe ich mir auch immer wieder überlegt, ist für mich als Mensch mit Inbox-0-Mentalität aber irgendwie nicht so mein Ding. E-Mails von Absendern mit oft sich wiederholendem Inhalt (amazon -> Bestellung erhalten -> Bestellung versendet -> Bestellung wird ausgeliefert -> Bestellung zugestellt) sollten meiner Meinung nach gar nicht erst meine Inbox verstopfen und dürfen sich gleich in ihre jeweiligen Ordner verzupfen. Einmal kurz in der Benachrichtigung als gelesen markieren und fertig hat es sich.

Und das war (und ist) wirklich für mich Newtons bisheriges Alleinstellungsmerkmal. Du kannst nicht nur einstellen, dass sämtliche Ordner (leider muss man sie alle einzeln auswählen) synchronisiert werden, nein, du kannst sogar Benachrichtigungen für die E-Mails in Ordnern erhalten! Und das eben auf allen Plattformen. Die Benachrichtigungs- und Ordnereinstellungen selbst werden ebenfalls auf allen Plattformen synchronisiert, sodass du dich auf einem neuen Computer nur einmal einloggst und schwupps, sind nicht nur deine E-Mails sondern auch die Einstellungen für die App wieder da.

Ich war begeistert. Einerseits war an Funktionalität alles vorhanden, was ich brauchte, und andererseits wirkte der Client immer aufgeräumt und war auf jeder Plattform auf die gleiche Art und Weise bedienbar (ich nutze Android, iOS, macOS, Windows). Die Synchronisation meiner Mails zwischen den verschiedenen Devices war anfänglich wirklich top. In Sekundenschnelle konnte ich Veränderungen (zum Beispiel als gelesen markierte E-Mails, Drafts, verschobene E-Mails) auf allen Devices nachverfolgen. Newton half mir dabei, mein Inbox-0 Ziel in allen E-Mail-Accounts konsequent umzusetzen und ich verpasste auch keine wichtige E-Mail mehr. Das merkte man unter anderem an meiner extrem kurzen Reaktionszeit per E-Mail. Es gab Zeiten, da war ich per E-Mail signifikant schneller zu erreichen als per Telefon zum Beispiel – ermöglicht durch Newton.

Klar, es gab auch Sachen, die an Newton Mail zu kritisieren waren. Der Fakt, dass Newton auf allen Geräten so toll synchronisiert, kommt davon, dass im Endeffekt alles auf den Newton Servern liegt. Das heißt, du vertraust Newton deine ganzen Daten an. Als Europäer und insbesondere Deutscher denkt man sich dabei natürlich „Datenschutz! Was ist mit dem Datenschutz?“. Meine Meinung dazu: Der Komfort und insbesondere Effizienzgewinn haben für mich die Risiken wettgemacht. Man sollte natürlich nicht alles in die Hände von Newton legen und so hat bei mir beispielsweise besonders sensibler E-Mail-Verkehr über nicht in Newton hinterlegte E-Mail-Adressen stattgefunden. Dass die Newton-Betreiber potenziell wissen, dass amazon mir bald wieder ein Spar-Abo mit Almdudler vorbeibringt, hat mich nicht gestört. Und natürlich hatte man auch Newtons großes Ehrenwort, dass nichts mit den Daten passiert. Davon kann man natürlich halten, was man will, ich vertraue Ehrenwörtern mittlerweile ungerne…

Akt I a (2016): CloudMagic wird offiziell zu Newton und wird teuer

Ich schrieb bisher immer von „Newton“, aber in Wirklichkeit hieß die E-Mail-App nicht von Anfang an Newton. Den Relaunch von „CloudMagic“ zu „Newton“ gab es 2016 – inklusive Einführung einer Premium-Subscription (ich denke, das waren damals ca. 99,99 Dollar/Jahr).

Ich entschied mich damals, mich nach einer Alternative umzuschauen. Leider passten die neuen Beiträge/Jahr damals nicht in mein Budget, mein empfundener Wert für eine E-Mail App war nicht derartig hoch.

Ich fand Alto Mail – ein Produkt von AOL. Alto Mail bot im Kern die gleichen Funktionen an wie Newton, ergänzt um ein paar clevere Features wie ein Dashboard, in dem Kalenderereignisse sowie Mails der unterschiedlichen Mailadressen gebündelt angezeigt wurden – hübsch. Designtechnisch war es nicht so mein Ding, aber hey, ich war schon immer ein „Function over Form“-Typ. Ich switchte also vollends zu Alto.

Akt I b (2017): Alto wird abgekündigt

Am 24.10.2017 erhielt ich eine E-Mail mit dem Betreff „Alto Mail will be discontinued“ – mein Herz sank in die Hose. Ich hatte mich doch gerade erst an die Eigenheiten und Vornehmlichkeiten von Alto Mail gewöhnt! Nun ja, Zeit hatte ich bis zum 10.12.2017 und ich wechselte wieder zu Newton – für 49,99 Euro/Jahr.

Akt I c (2018): Newton verpisst sich das erste Mal von der Bühne

In Sicherheit wähnend genoss ich wieder das meinem Empfinden nach aufgeräumtere Interface von Newton und die blitzschnellen Notifications für jegliche E-Mails.

Am 09.08.2018 erhielt ich am Mittag eine E-Mail. Betreff „Goodbye, Newton“. Ich dachte mir erst einmal nichts dabei, da ich von einem weiteren Rebranding ausging, das hatte ich ja immerhin schon mit CloudMagic -> Newton miterlebt.

Der erste Satz der E-Mail ließ jedoch jegliche Hoffnung schwinden. „Hello x, It’s with a heavy heart that I share with you the news that Newton app will be shutting down on September 25th, 2018“. Ich war royally pissed, da bin ich ehrlich.

In der E-Mail erläuterte Rohit Nadhani, der damalige CEO von Newton die Beweggründe. Man konnte für Newton kein erfolgreiches Businessmodell finden, das Profitabilität und Wachstum über die nächsten Jahre versprach. Konnte ich verstehen. Ich konnte nachvollziehen, dass eine stetige Weiterentwicklung sowie das Hosten des ganzen Stuffs eine Menge Geld verschlingt, die die paar zahlenden Nutzer mit ca. 50 Dollar/Euro pro Jahr wohl nicht wettmachen können. Es gab ja auch das Free-Tier der App, mit dem man halt keine „Supercharger“ nutzen konnte (also Read Receipts und sowas). Das Free-Tier hat aber sicherlich für die meisten Personen absolut ausgereicht und sie hatten, außer der persistenten gelben Erinnerung in der Newton App, keinen Grund, zu upgraden.

Ich suchte also wieder nach einer Alternative. Ich fand aber keine. Das heißt, dass ich mir damals mit Behelfslösungen wie der offiziellen Gmail App das Leben verschönern musste – stressig. Andauernd verpasste ich wichtige E-Mails, bzw. konnte erst zu spät reagieren. Einmal verpasste ich eine E-Mail meines Arbeitgebers, der mir mitteilte, ich müsste nicht für die Schicht am nächsten Tag kommen. Kam mir natürlich superblöd vor, als ich am besagten Tag aufkreuzte und gefragt wurde, warum ich da sei.

Akt II (2019): Newton wird von Essential Products gekauft und ist wieder aktiv

Manche von euch kennen Essential vielleicht eher durch das Produkt „Essential Phone“. Essential entschied sich 2019 für die Übernahme von Newton und stellte den Service wieder her. Ich war beinahe euphorisch. Nun ja, die App funktionierte wieder, ich erhielt wieder Notifications für Mails und ich war zufrieden. Mehr kann man sich eigentlich nicht wünschen, oder?

Akt II a (2020): Newton wird zum zweiten Mal abgeschaltet…

Ich kann mich gar nicht mehr richtig erinnern, weiß nur, dass die Kommunikation nicht so super toll war. Aber letztendlich wurde Essential geschlossen, und damit auch Newton – zum 30.04.2020. Eine E-Mail haben sie wohl nicht gesendet – das wäre wahrscheinlich auch zu viel Mühe gewesen – sondern haben die Ankündigung in einer Meldung in der App angezeigt. Ich war verstört, wirklich. Warum verlassen mich denn alle Mail Apps? Ist eine „Premium“ Mail Experience wirklich so unwirtschaftlich umzusetzen?

Ich suchte wieder händeringend nach Alternativen. Damals probierte ich wieder eine Menge an Clients aus, konnte aber mit keinem warm werden, zum Teil auch wegen fehlender Apps für alle von mir genutzten Plattformen (ich nutze Windows, macOS, Android, iOS und ganz gerne auch Ubuntu – dafür träume ich aber nicht mal von einem passenden Client).

Akt II b (2020): …und erhebt sich wieder von den Toten

Am 11.05.2020 erhielt ich eine unverhoffte E-Mail. „Yes! Newton is officially open for business“ – Absender Maitrik.

In der E-Mail erklärten Maitrik und Justin, die neuen Besitzer von Newton, sie seien selbst sehr große Fans von Newton Mail gewesen und waren sehr enttäuscht, dass Newton schon wieder abgeschaltet wurde. Man versprach den bisherigen Nutzern daher eine kostenfreie Verlängerung der Subscription um 3 Monate. Man versprach neue Features (unter anderem Dark Mode, bessere Read Receipts, Link Tracking und schnellere Weiterentwicklung generell). Zudem sei CloudMagics (ehemalige Firma hinter Newton) Problem gewesen, dass sie nicht aktiv und transparent mit der Community agiert haben. Das wollten Maitrik und Justin anders machen. Dafür starteten sie die Community unter https://community.newtonhq.com/.

Klang alles sehr gut für mich. Mich störte die fehlende Weiterentwicklung von Newton zwar nicht, aber das Versprechen, aktiver mit der Community zu interagieren hörte sich gut an. Die 3 Monate Verlängerung der Subscription waren natürlich Bonus on top.

Im Oktober 2020 gab es auch schon das erste größere Update unter den neuen Besitzern. Endlich gab es den Dark Mode, Multi-Swipe-Actions (wirklich sehr praktisch, würde ich ungerne missen, hat aber irgendwie anscheinend kein anderer im Angebot) und eine Tonne an Bugs wurden ausgemerzt. Zudem habe man nun ein Entwicklerteam mit 8 Personen, informierte Maitrik.

Januar 2021 ging es gut weiter. Weitere Bugs wurden gefixt, E-Mail-Vorlagen, Snippets und öffentliches Teilen einer E-Mail per Link wurden als Features hinzugefügt. Das öffentliche Teilen einer E-Mail per Link ist ebenfalls eine Funktion, die ich sehr liebe. Anstatt eine PDF oder .eml (wenn man die auf dem Smartphone überhaupt irgendwie herkriegt) teilen zu müssen, erhält man einfach einen Link und kann diesen an eine andere Person weiterleiten, damit diese sich die E-Mail „im Original“ – das heißt im normalen HTML-Format ohne irgendwelche Quirks anschauen kann.

Im Februar 2021 gab es dann sogar den Newton Mail Client für M1 Macs und – ganz besonders – ein Snap Package für Linux.

Im November 2021 gab es weitere große Funktionen, zum Beispiel Zenbox, ein Feature zum schedulen von E-Mails. Heißt beispielsweise, dass du Notifications für E-Mails nur jede Stunde erhältst oder einmal pro Tag. Gut, wenn man mal produktiv durcharbeiten und nicht gestört werden will.

Akt II c (2023): Newton wird instabil und hat teilweise lang andauernde Ausfälle

Bis 2023 nutzte ich Newton glücklich und zufrieden. Es gab ein paar Quirks, an die ich mich gewöhnte. Zum Beispiel stürzte die Windows App zuverlässig ab, wenn die Accounts viel nachsynchronisieren mussten (weil man den PC zum Beispiel längere Zeit nicht an hatte) oder die Android App, wenn man versuchte, das Multi-Swipe Feature zu verwenden, wenn die Synchronisierung noch nicht ganz durch war.

Das waren aber reproduzierbare Bugs, an die ich mich gewöhnen konnte und daher gezielt umgehen konnte.

Mitte 2023 gab es dann aber was ganz Neues für mich: Newton synchronisierte überhaupt nicht mehr und wichtig, ich bekam keine Notifications. Das ist mir dummerweise erstmal gar nicht aufgefallen, weil ich bis dato immerhin auf die Zuverlässigkeit von Benachrichtigungen vertrauen konnte. Führte auch hier wieder dazu, dass ich wichtige E-Mails verpasste und erst Tage später reagieren konnte. Eine Meldung in der App oder als Benachrichtigung, dass aktuell nichts funktioniert, gab es nicht.

Justin, einer der Co-Owner von Newton, meldete sich in der Community zu Wort (viel zu spät, aber immerhin). Die Server bei amazon hätten Probleme und sie seien an der Fehlersuche und -behebung. Monatelang tat sich nichts. Der Thread in der Community ist meines Erachtens nach auch einer mit der größten Beteiligung überhaupt. Es gibt hunderte an Nachrichten von Nutzern mit dem gleichen Problem und Wünschen nach Besserung. Vielseitig wurde auch Hilfe angeboten, sowohl finanziell als auch technisch. Justin beschwichtigte jedoch immer nur damit, dass sie am fixen seien. Die Schreie, Newton endlich zu open-sourcen (das versprach man einst als Contingency-Plan), wurden immer lauter. Dem entgegnete Justin nur, dass das zu schwer, zu komplex sei. Man könne das nicht einfach so machen.

Ende des Jahres ging es dann wieder. Zuerst mit starker Verzögerung, dann irgendwann wieder „live“. In der Zwischenzeit war ich natürlich wieder auf Suche nach Alternativen und fand Spark Mail. Spark macht mich wild, aber immerhin liefert es ziemlich zuverlässig Benachrichtigungen für E-Mails im Posteingang ab. Außerdem hat es ein paar AI-Features, die ganz nett sein können. Mehr dazu aber weiter unten.

Akt III (2024): Newton stirbt seinen dritten (und letzten?) Tod

Es kommt, wie es kommen musste, I guess. Am 24.07.2024 erhielt ich gegen Mitternacht eine E-Mail, Betreff „Important Announcement: Newton Email Service is Shutting Down“. Sehr unpersönlich gewordet, teilt sie mit, dass Newton zum 31.07.2024 abgeschaltet wird. Eine Woche als Frist also. Ziemlich knapp ehrlich gesagt. Zudem werden prorated Refunds erfolgen – aber nur zu 50 %. Man nehme an ich hätte 50 Euro für ein Jahr gezahlt, davon schon ein halbes Jahr genutzt – dann erhalte ich also anstatt 25 Euro nur 12,50 Euro. Aha.

Edit 03.10.2024: Nach einer langen, wirklich langen Wartezeit habe ich am 19.09.2024 13,84 US-Dollar zurückerhalten. Wow!

Alle Nutzerdaten würden auch gelöscht. Man verstehe, dass diese Mitteilung eventuell enttäuschend sei. Wirklich? Who would’ve thunk??? Man entschuldigt sich für „any inconvenience this may cause“…

Ich googelte sofort nach „newton shut down“, fand im Internet aber keine weiteren Informationen dazu. Auch der englische Wikipedia-Artikel enthielt diese Neuigkeit noch nicht. Ich entschied mich, den Wiki-Artikel zu ergänzen. Aber Wellen schlug diese Ankündigung anscheinend im Gegensatz zu den vorherigen Ankündigungen des Todes nicht. Vermutlich sind alle halbwegs intelligenten Menschen bereits auf einen komplett anderen Client gewechselt und haben Newton in der Zwischenzeit nicht mal mehr einen müden Blick geschenkt.

Und hier endet vermutlich meine Story mit Newton, formerly CloudMagic. Dass Newton noch einmal wiederbelebt wird, kann ich mir kaum vorstellen. Zudem wurde dem Produkt von durchgängig allen Besitzern, also CloudMagic, Essential Products und zuletzt Maitrik/Justin so viel Reputationsschaden hinzugefügt, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass die App nochmal eine ernsthafte Nutzerschaft finden könnte. Wer würde schließlich freiwillig für sowas wichtiges wie E-Mails einer App Vertrauen schenken, die schon dreifach gestorben und zuletzt echt schlecht gemanaged worden ist? Fast niemand, vermute ich.

Sollte es Newton oder wie auch immer es wohl heißen mag, in Zukunft noch einmal geben, würde ich auch die vierte Chance geben. Zu meinen Beweggründen findest du dazu mehr weiter unten.

Appell an Justin

An Justin (obwohl Maitrik offiziell CEO ist, war von dem in letzter Zeit nichts zu hören, man kann nur mutmaßen, dass er mit Newton nichts mehr am Hut hat) kann ich nur appellieren: Please open source this shit. Please. Ich und andere Personen aus der Community waren und sind immer bereit, uns in den laut Justin so komplexen Code reinzufuchsen und das Produkt wieder zum Laufen zu bringen. From the community for the community eben. Ich könnte mir einen selbst-gehosteten Docker Container für das Backend oder ähnliches gut vorstellen. Damit würde man auch die Privacy-Bedenken aus dem Weg räumen.

Wie es sonst noch weitergehen könnte

Alternativ darf sich auch gerne ein wirtschaftlicher Akteur das Produkt nochmal schnappen, sollte dann aber gleich eine gescheite Business-Strategie vorweisen. Ich (und andere in der Newton Community) schlagen vor, mehrere „Tiers“ anzubieten. Ich als Heavy-User mit ca. 20 + Mail Accounts würde natürlich einen heftigen Preis zahlen müssen, bin dafür aber mittlerweile auch definitiv bereit, denn die ganze, sich über Jahre spannende Misere, hat mir gezeigt, wie viel es mir doch Wert ist, einen Mail Client zu haben, der mir nicht im Weg steht und mich zuverlässig auf jedem Gerät begleitet. Vorstellen könnte ich mir monatlich bis 15 Euro, mit einer jährlichen Vorkasse-Option, bei der man zwei Monate spart (also 150 Euro/Jahr).

Akt III Ende. Es verbeugen sich alle Akteure. Newton liegt im Sarg. Schön sieht es aus.

Edit 15.08.2024

Natürlich habe ich die Frage nach dem Opensourcing mal in den Newton-Sub auf Reddit gestellt, aber wie üblich eine enttäuschende Antwort erhalten. Es sei für Nutzer zu schwierig, Credentials für Gmail und Outlook selbst bereitzustellen: https://www.reddit.com/r/NewtonMail/comments/1ejbwew/comment/lgh99t1/

Warum ich Newton nochmal eine Chance geben würde/andere E-Mail Clients (hier Spark Mail) sind nervig

Ich hatte schon angeteasert, dass ich wohl erstmal auf Spark sitzenbleiben werde.

Mein Ordnerproblem

Das Design von Spark Mail ist schön. Soviel vorneweg. Nur die Funktionsweise macht mich verrückt, wild at times, even. Spark möchte besonders smart sein und hat neben den heutzutage ja anscheinend obligatorischen AI-Features auch eine unified Inbox. Nun kommts aber. Wie zuvor schon angedeutet, bin ich ein Heavy-User, der gerne mit Ordnern arbeitet. Und das eben auch in allen E-Mail-Accounts. Und Spark unterstützt nicht nur keine Benachrichtigungen für Ordner, die nicht die Inbox sind, nein, Ordner wie die Inbox, Spam und Drafts sind über alle Accounts „gemerged“. Von einem traditionellen E-Mail Programm würde ich folgende Struktur erwarten:

E-Mail-Account1
->Inbox
->Ordner1
->Ordner2

E-Mail-Account2
->Inbox
->Ordner1
->Ordner2

Was macht Spark Mail (neueste Version) daraus?

Inbox
->E-Mail-Account1 Inbox
->E-Mail-Account2 Inbox
->“Mehr“->Liste von Ordnern der jeweiligen Accounts, aber exklusive der gemergten Ordner

Man muss also sehr viel klicken, um überhaupt an einzelne Ordner zu kommen. Ich bin kein Fan von diesen Unified Inboxes, egal ob das jetzt bei Newton Mail war oder bei Spark Mail. Der entscheidende Unterschied ist aber, dass Newton mir direkt auf der zweiten Ebene alle (!) Ordner der jeweiligen Accounts anzeigt und ich so einfach die Inbox eines einzelnen Accounts aufrufen kann sowie alle anderen Ordner auch, so wie es beispielsweise auch Outlook oder Gmail Webmail machen.

Ich kann bei Spark aber auch Ordner anheften, um auf diese schnell zuzugreifen. Aber guess what. Wenn ich die Ordner anhefte, sind sie einfach angeheftet, und ich kann nicht nachvollziehen, zu welchem Account sie wohl gehören. Wo liegt da das Problem? Nun ja, ich habe über mehrere E-Mail-Accounts hinweg beispielsweise einen Ordner „PayPal“. Und wenn ich von E-Mail-Account1 und E-Mail-Account2 den Ordner „PayPal“ anhefte, heißen sie auch beide gleich. Ich kann also nicht auf den ersten Blick unterscheiden, ob es nun der PayPal-Account1-Ordner oder Account2-Ordner ist. Wie idiotisch ist das denn bitteschön?
In Newton (und eigentlich so ziemlich allen anderen E-Mail Clients) habe ich auf Listenebene 1 alle Accounts. Wenn ich einen Account anklicke, bin ich automatisch in dessen Inbox.
Bei Spark hingegen habe ich auf Listenebene 1 nur alle unified Ordner und müsste dann die Liste des beispielsweise Inbox Ordners erweitern, um nur die Inbox von Account1 angezeigt zu bekommen.

Zudem wurden in Newton alle Ordner synchronisiert. Das hieß konkret, dass ich die Anzahl der neuen/ungelesenen E-Mails bereits in der Ordnerliste sehen konnte, so, wie es beispielsweise auch Outlook auf dem Computer anbietet. In Spark muss ich jeden Ordner einzeln anklicken, damit dieser dann aktualisiert und ggf. neue E-Mails angezeigt werden.

Mein Smartnessproblem

Zudem drängt einem Spark auch die „intelligente“ Kategorisierung der Inbox auf. Ich sehe standardmäßig also nicht einfach alle Mails chronologisch sortiert, sondern in allen möglichen Kategorien. Für mich als Inbox-0-Mensch absolut unnötig. Die Einstellung der Smart Inbox muss ich also für jeden Account ausschalten, und das auch auf jedem Gerät. Diese Einstellung synchronisiert Spark nämlich nicht.

Mein Sende- und Empfangsproblem

Einige meiner E-Mail-Adressen hoste ich selbst. E-Mails zu hosten ist auch ein Abenteuer für sich, das gebe ich gerne zu. Durch Lösungen wie mailcow oder Plesk wird das ganze aber erträglich.

Nun habe ich mit Spark meine selbst gehosteten E-Mail-Adressen ohne Probleme hinzufügen können. Die E-Mails ruft es auch ab und liefert für deren Inboxes mehr oder weniger Benachrichtigungen (mehr unten). So schön, so gut. Gelegentlich möchte man aber auch mal nicht nur eine E-Mail empfangen, sondern auch senden (wow!). Und guess what. Selbst dafür steht mir Spark im Weg.

Auf all meinen Geräten sind die E-Mail-Settings synchronisiert (d. h. Hostname ein- und ausgehender Server, Ports, Zugangsdaten) und deshalb gleich. Wenn ich am Computer eine E-Mail senden möchte per Spark, geht das ohne Probleme. Wenn ich aber vom Mobilgerät eine E-Mail senden möchte, ist die „stuck in Outbox“. Hä? Ich kann partout keine E-Mails von meinen selbstgehosteten Mail-Adressen von Mobilgeräten per Spark senden. Eine genaue Fehlermeldung suche ich vergebens. Die Logs sind zwar schön sortiert, aus denen bin ich aber auch nicht schlau geworden.

Mein Benachrichtigungsproblem

Wie vorher erwähnt, liefert Spark ziemlich zuverlässig Benachrichtigungen ab, aber lediglich für Inboxes. Für ein paar meiner Accounts hatte ich aber Benachrichtigungen abgeschaltet, weil ich für diese noch per Newton vor Abschaltung Benachrichtigungen erhalten habe. Nun wollte ich für diese zwei, drei Accounts die Benachrichtigungen in der App auf dem Smartphone wieder aktivieren.

Was wird mir angezeigt? „Spark Services are unable to connect to E-Mail-Account. Please check your server firewall settings or contact your system administrator for further assistance.“

Nun könnte man meinen, dass Spark die E-Mails wirklich nicht abrufen kann, weil mein Server wirklich streikt. Das tut er aber nicht. Wie ich das weiß? Ich kann in Spark, auf dem Handy, die E-Mails normal abrufen. Nur die Notifications darf ich wegen vermeintlicher Verbindungsprobleme nicht wieder aktivieren. Hä??? An Fail2Ban oder Firewall liegt es nicht, die habe ich testweise kurz abgeschaltet und es auf dem Handy nochmal versucht – ohne Erfolg. Ich sehe auf dem Server in den Logs nicht mal Verbindungsversuche für die jeweiligen Adressen im Zeitraum, in denen Spark vergeblich versucht, Verbindung herzustellen.

Hilfe?!

Wenn jemand einen Tipp bezüglich E-Mail-Client hat, der mindestens auf Android, iOS verfügbar ist, gerne melden (z. B. an die support ..at.. simonclaussen.com).

Ich brauche eigentlich nicht viel.

  • Synchronisierung der Accounts, sodass ich mich nur mit einem Account anmelde und alle Accounts/Settings geholt werden
  • Benachrichtigungen für Ordner (wichtig!)
  • nicht so idiotische Design-Choices wie bei Spark
  • E-Mails senden können sollte man auch, und zwar von jedem Account….

Mail-Clients, die ich bisher ausprobiert habe und nicht zu meinem Nutzungsszenario passen

  • K9-Mail (ein tolles Projekt, aber teilweise recht klunky und behäbig, aber man kriegt für alles Notifications wenn man will!)
  • FairEmail (viel zu überladen, aber ein tolles Projekt)
  • eM Client (tolles Programm, finde ich aber zu klunky)
  • Canary Mail (keine Subfolder Notifications, NUR 400 neueste Mails werden geladen)
  • Outlook (keine Subfolder Notifications)
  • Spark (keine Subfolder Notifications, irrsinnige UX-Entscheidungen)
  • Aqua Mail
  • Spike mail
  • Gmail
  • Blue Mail
  • TypeApp (ist ja irgendwie das gleiche wie Blue Mail oder?)
  • Nine – Email & Calendar (scheint mir seit Ewigkeiten keine Updates mehr zu bekommen, Login war schon nicht mehr möglich)

2 comments

  1. Moin! Newton war doch schon seit zwei Jahren tot. Ich habe meinen Account dort löschen lassen und ein halbes Jahr später trotzdem wieder für die Subscription gezahlt. Obwohl ja eigentlich alle Daten hätten gelöscht sein müssen. Naja, mehrere Mails hingeschrieben, im Forum von anderen die gleichen Stories gelesen und dann beim FTC und FBI gemeldet. Nachdem ich dann mit den Schreiben als Anhang eine weitere Mail geschrieben habe, habe ich innerhalb 5min eine Erstattung bekommen. So ein Zufall 🙂
    Ich hoffe, dass ich nicht der einzige war und es deshalb nun so kurzfristig beendet wird

    1. Hi! Naja, dass Newton seit zwei Jahren tot ist, sehe ich persönlich nicht ganz so, aber abgebaut hat es in letzter Zeit schon, da stimme ich dir zu.

      Ein Refund ist bisher nicht eingetroffen und ich glaube ehrlich gesagt auch nicht, dass einer kommen wird.

      Opensourced wird das Projekt natürlich auch nicht, weil es ja für Nutzer zu schwierig sei, selbst Credentials für den Google/Outlook Login bereitzustellen. https://www.reddit.com/r/NewtonMail/comments/1ejbwew/comment/lgh99t1/

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